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Gern gesehen

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Ferien von Anfang an

Flugangst adé ...

Angst vorm Fliegen - viele Menschen freuen sich nur bedingt auf den Urlaub: Der Anfang ist das Schlimmste, das Ende sowieso. Dabei liegt die Ursache hinter der Flugangst häufig in Themen, die mit dem Fliegen gar nichts zu tun haben ... mehr


Randnotizen

Süßer Frühling
Von Mitte Februar bis Mitte April sind Neuenglands Farmer mit Eimern, Schläuchen und speziellen Bohrern unterwegs, um köstlichen Ahornsirup zu zapfen. Manche Farmen können sogar das ganze Jahr über besichtigt werden, zum Beispiel die Dakin Farm südlich von Burlington in Vermont.


Australien - Als RMIT-Student in Melbourne

Ansgar Harmeier (26) lebt für 18 Monate in Melbourne, Australien. Neben dem Studium im Fachbereich Master of Communication am Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) arbeitet er als Public Relations und Marketing Manager für eine deutsch-australische Auswanderungs- und Arbeitsvermittlungsfirma. Ein Interview über das Abenteuer Australien, das jedes Jahr vier Millionen Deutsche erleben wollen.


Ansgar Harmeier - MRIT-Student in Melbourne
Ansgar Harmeier: Von Düsseldorf nach Melbourne.

Hilfsbereitschaft auf den ersten Blick

Peter Kensok: Was würdest du über Australien sofort erzählen?

Ansgar Harmeier: Bei meinem ersten Ausflug in die weiten Vororte Melbournes verpasste ich abends den letzten Bus zurück in die Stadt. Ich stand völlig orientierungslos an einer einsamen Bushaltestelle. Zum Glück kamen zwei junge Australier vorbei, die mich ganz selbstverständlich bis zur nächsten Bahnstation begleiteten und die besten Verbindungen zu meinem Hostel erklärten. Ich erlebte die Australier von Anfang an als so hilfsbereit wie es ihr Ruf verspricht.

P. K.: Warum hast du dich für Australien entschieden?

Ansgar Harmeier: „Why Australia?" - das werde ich öfters gefragt. Australien ist für viele Deutsche ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, der Selbstverwirklichung, der atemberaubenden  Natur und der vielen freundlichen Menschen.

Für Australien sprach, dass ich nach meinem Bachelorstudium sofort auch ohne Numerus Clausus von 1,2 in meinem Studiengang aufgenommen wurde. Die Universitäten bieten hier wesentlich mehr Praxis und haben einen sehr guten Ruf. Aus meinem ursprünglichen Auslandssemester wurden schon bald drei und jetzt eben der komplette Masterstudiengang. 

Großstadt Melbourne: fröhlich - offen - multikulturell


Victorianische Häuser in Melbourne.

Victorianische Häuser in Melbourne ...

Melbourne schläft nie: die Skyline bei Nacht.

... und die Skyline bei Nacht.  

 

 

P. K.: Wie kommt ihr miteinander zurecht, du und die Leute in Melbourne - und umgekehrt?

Ansgar Harmeier: Man findet hier sehr leicht Kontakt, vor allem zu den Studierenden aus aller Herren Länder. Anders als in Deutschland gehört das kleine Gespräch zwischendurch, der Small Talk, einfach zum guten Ton. Die fröhliche und offene Art der Australier kommt mir sehr entgegen. Trotzdem merke ich auch, dass hier unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. An der Universität mit Studenten aus Asien in Arbeitsgruppen zusammen zu arbeiten, finde ich zum Beispiel sehr schwierig. Umgekehrt genießen Deutsche hier allgemein einen sehr guten Ruf, vor allem als eher ernsthafte Menschen. So sagen meine Freunde über mich, ich hätte - für einen Deutschen - ungewöhnlich viel Humor.  

Deutsche sind beliebt in Australien.
Grüßen will gelernt sein: "Wie geht's?" heißt nicht, dass man es wirklich wissen will.

P. K.: Welche "Fettnäpfchen" sollte man vermeiden?

Ansgar Harmeier: Vor allem die Begrüßungsrituale muss man als Deutscher erst einmal verstehen. Ob man den besten Freund trifft oder die Kassiererin im Supermarkt den Einkauf abrechnet, jeder fragt einen zuerst einmal „How are you?" oder „How are you going?" Die korrekte Antwort dazu lautet: „Very Good. Thanks. And how are you?" Erst danach sagt man, was man eigentlich will. In Deutschland fallen wir direkt mit der Tür ins Haus, fragen also beispielsweise sofort nach dem Weg zum Bahnhof. Oder wir breiten auf die Frage „Wie geht's?" sofort die komplette Krankengeschichte aus.  

P. K.: Gab es für dich so etwas wie einen Kulturschock?

Ansgar Harmeier: Das kann man sagen. Melbourne ist sehr europäisch geprägt. Trotzdem staunte ich über die vielen Asiaten, die hier leben, arbeiten oder Urlaub machen. Ein deutscher Rucksacktourist dachte nach der Landung in Melbourne, er sei immer noch in Tokyo. Dabei hatte er Chinatown noch gar nicht einmal gesehen.

Irritiert haben mich die vielen deutschen Urlauber mit oder ohne Rucksack, vier Millionen sollen es jedes Jahr sein. Viele regen sich sogar darüber auf, dass sie ständig auf andere Deutsche treffen und ihr Reiseziel eben kein Geheimtipp mehr ist. Allein im Bundesstaat Victoria wohnen dauerhaft 110.000 Deutsche.

Ernüchterung beim Bier

P. K.: In welchen weiteren Bereichen gibt es für dich solche Ernüchterungen?

Ansgar Harmeier: Als Deutschem fällt mir natürlich auf, dass das Bier hier nicht so gut schmeckt und wegen des Steueraufschlags zu horrenden Preisen verkauft wird. Ein Pint Bier, also knapp ein halber Liter, kostet durchschnittlich sieben Euro. Das ist ein Hammer für jemanden, der in der Nähe von Düsseldorf und damit der längsten Theke der Welt groß geworden ist. Alkohol gibt es nicht im Supermarkt. Zum Preis eines Sixpack Bier im Bottleshop bekäme ich in Deutschland einen ganzen Kasten.

Als Brot gibt es fast nur weißes, labberiges und teures Toastbrot. Gut, dass hier kürzlich eine deutsche Bäckerei aufgemacht hat, die sehr gute Backwaren verkauft. - Allmählich verstehe ich die Ausländer, die über Deutschland sagen, dort gebe es das beste Bier, das beste Brot und die besten Autos.

Sehr ernüchternd fand ich, dass Australien beim Mobilfunk und Internet gute zehn Jahre hinter Europa her hinkt. Hier gibt es sogar eine monatliche Bandbreitenbeschränkung. So kann ich auf meinem mobilen Internetstick gerade mal drei Gigabyte Datenvolumen versurfen, bei den festen Internetanschlüssen in den Wohnungen ist es kaum besser. Australien schließt erst langsam zur Internetflatrate auf.


Holzhaus mit zwei Zentimeter dicken Wänden.

Weatherbord-House in Melbourne - für Studenten gerade noch bezahlbar.   

Bildung ist einer der wichtigsten Einnahmequellen Australiens.

Das Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT).

 


Millionen für die Weatherbords

P. K.: Wie ist die Wohnungssituation für Städte wie Melbourne?

Ansgar Harmeier: Melbourne ist eine Großstadt wie München oder Hamburg. Näher als eine halbe Stunde außerhalb des Stadtkerns zu leben ist nahezu unerschwinglich. Selbst in den Vororten zahlt man für ein kleines Zimmer bereits 200 Australische Dollar (AUD). Das sind etwa 150 Euro - pro Woche! Das wäre dann nicht einmal ein eigenes Apartment, sondern ein Zimmer in einem Shared-House, so etwas wie das Haus einer Wohngemeinschaft für zwei bis drei Mitbewohner. Das Weatherboard-House, ein schlichtes eingeschossiges Holzhaus, in dem ich wohne,  würde in Deutschland eher als Gartenhütte für den Rasenmäher genutzt. Diese Häuser sind nicht isoliert, einfach verglast und haben innen Wände aus zwei Zentimeter dicken Spanplatten. Die meisten Häuser sind eingeschossig und ohne Keller. Dabei werden sie wegen der Lage und der Grundstückspreise für bis zu 1,5 Millionen AUD verkauft. In den wohlhabenderen Gebieten gibt es natürlich auch Steinhäuser und prunkvolle Villen. Das ist aber definitiv außerhalb meines Budgets.

P. K.: Was kostet das Studium in Australien?

Ansgar Harmeier: Australier zahlen zwischen 2.000 und 3.000 AUD und ich als Ausländer sogar 10.000 AUD pro Semester. Das sind umgerechnet 7.500 Euro und natürlich viel mehr als die 500 Euro, gegen die Studierende in Deutschland bereits auf die Straße gehen. Dafür sind die Studienbedingungen am RMIT sehr gut. Die Dozenten arbeiten häufig auch außerhalb der Universität und sind damit mit der Praxis sehr vertraut. Bildung ist nach Bergbau und Tourismus die drittgrößte Einnahmequelle Australiens. Studierende sind dementsprechend Kunden und werden auch als solche behandelt - viel besser also als ich es in Deutschland erlebt habe.

P. K.: Was ist für dich in Australien besonders abenteuerlich?

Ansgar Harmeier: Das besondere Abenteuer für mich sind die Begegnungen mit den Studenten aus Australien, England, China, Indien, Italien, Irland, Schweden, Malaysia, Indonesien, ja sogar Brunei und Nepal. In Melbourne leben Menschen aus über 200 Ländern auf vergleichsweise engem Raum. Meine besten Freunde kommen aus Australien, China und Kolumbien. Die Erfahrungen mit ihnen sind unbezahlbar.

Australischer Football - alles und noch viel mehr

P. K.: Und was sind eure gemeinsamen Interessen?

Ansgar Harmeier: Australischer Football zum Beispiel. Das ist eine Mischung aus Rugby, American Football und Fußball und doch ganz anders als alles zusammen. Mein Team stand in der letzten Saison im Finale, und einige seiner Spiele habe ich live im Stadion erlebt. Allein das ist schon ein Abenteuer. Meine Mannschaft spielte gegen den Favoriten unentschieden, was in der Geschichte des Australischen Footballs bisher nur dreimal in Endspielen passierte. Da es keine Verlängerung gibt, musste das Spiel am folgenden Wochenende wiederholt werden. Das ist, als müsste man das Fußball WM-Finale zwei Mal austragen.


Die Menschen kommen wegen der Natur. Trotzdem wird Umweltschutz in Australien klein gschrieben.

Australische Naturwunder entlang der Great Ocean Road.

Sydneys Wahrzeichen steht für den gesamten Kontinent Australien.

Die Sydney Opera: vier Millionen Deutsche jährlich wollen sie sehen.

 

 

P. K.: Wenn du deine Eindrücke zusammengefasst, was fällt dir besonders auf?

Ansgar Harmeier: Ich bin am Niederrhein aufgewachsen und begeistert von den vielen unterschiedlichsten Nationalitätenrestaurants in Melbourne. Diese Stadt ist berühmt für gute Cafés an jeder Ecke. Trotz des letzten ungewöhnlich kalten und regnerischen Winters scheint die Sonne hier viel häufiger, und am Strand außerhalb der Stadt bin ich innerhalb einer Stunde.

Richtig Weihnachten mit der entsprechenden Stimmung gibt es zwar nicht, dafür ist es fantastisch, mitten im australischen Sommer Silvester zu feiern.  Dass Sonntags alle Geschäfte offen sind, daran habe ich mich schnell gewöhnt. Dagegen ist es für mich nach wie vor unerträglich, wenn ein Spielfilm im Fernsehen alle acht Minuten für drei Minuten Werbung unterbrochen wird. Auf der anderen Seite gibt es ein einfaches Steuersystem, das sogar ich als Ausländer sofort verstanden habe. Davon könnte Deutschland sicher lernen. Doch auch Australien könnte von uns Deutschen etwas übernehmen, denn weder im Bereich Energie noch bei der Mülltrennung oder bei der Wärmeisolierung in den Häusern gibt es so etwas wie Umweltbewusstsein. Und das ist erstaunlich, denn ein Motiv dieses Land zu besuchen, ist für viele Menschen eben seine großartige Natur.



Ansgar Harmeier: Ich widme dieses Interview meinen Eltern Ludger und Angela und danke Ihnen für die Unterstützung meiner Träume.


Bilder: Ansgar Harmeier; Redaktion: Peter Kensok



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